1. Ziele eines DINI-Workshops
Gemäß der grundsätzlichen Zielstellung von DINI, das gemeinsame Wirken
von Hochschulbibliotheken, Rechen- und Medienzentren als
Dienstleistungsanbieter für die Studierenden und Wissenschaftler der Hochschule
zu unterstützen, fördert DINI Initiativen zur Entwicklung und Einführung neuer
Service in die Hochschulen, in dem existierende Ansätze publiziert und die
handelnden Personen zu Diskussionen zusammengeführt werden. In erster Linie
sieht sich DINI als Vermittler und Initiator und hat aus diesem Grunde
Expertenworkshops organisiert, um aus den Erfahrungen und Diskussionen der
Experten Empfehlungen für die DINI-Gemeinschaft zu initiieren. Gleichzeitig ist
es zwangsläufig das Ziel, in solchen Expertengesprächen Defizite bei den
vorhandenen Dienstleistungen in den Deutschen Hochschulen zu erkennen,
aufzuzeigen und bekannt zu machen.
2. Workshop "Informationsdienste und elektronisches Publizieren an Hochschulen"
Den
Beteiligten war von Beginn an klar, dass das gewählte Thema nicht in einem
Workshop zu behandeln sein kann, sondern dass mehrere Veranstaltungen zu organisieren
sind. Somit stand der erste Workshop vorrangig unter dem Gesichtspunkt des
Versuches einer Bestandsaufnahme.
Folgende Themen sollten behandelt werden:
- Einschätzung
des Standes des wissenschaftlichen elektronischen Publizierens aus der Sicht des
Wissenschaftlers, des Studierenden und der Dienstleistungseinrichtungen
- Stand
des Umgangs mit Metadaten für Hochschulschriften
- Anforderungen
an elektronische Langzeitarchive
- Workflow
in Bibliotheken
- Stand
der Retrievalmöglichkeiten in elektronischen Hochschularchiven
Aufgrund der Fülle der Aufgaben und einiger
Terminprobleme bei der Organisation des Workshops konnte nur ein Bruchteil der
ursprünglichen Aufgabenstellung andiskutiert werden.
3. Der Umgang mit elektronischen Hochschulschriften
In
Deutschland existieren zwei prinzipiell unterschiedliche Ansätze, sich mit der
elektronischen Publikation von Dissertationen und anderen Hochschulschriften zu
beschäftigen. Das Projekt "Dissertationen online", vertreten vor
allem durch die an der Humboldt-Universität entwickelten Verfahren auf der
einen Seite, und eine Reihe von pragmatischen lokalen oder regionalen Ansätzen,
für die das Projekt "OPUS" (Online Publikationsverbund der Universität
Stuttgart) ein beispielhafter Vertreter ist. Vor allem die Ansätze zur
Archivierung elektronischer Publikationen und teilweise auch die Bearbeitung
der Metadaten unterscheiden sich. Bundesweit einheitlich ist der Metadatensatz
für elektronische Dissertationen, wie er mit der Deutschen Bibliothek
abgesprochen ist.
Als ein Ergebnis des Workshops kann die initiierte
weitergehende Absprache zwischen Vertretern des regionalen Servernetzwerks für
Hochschulpublikationen im Einzugsgebiet des Südwestdeutschen
Bibliotheksverbundes bzw. den Entwicklern des OPUS-Systems und dem Projekt
"Dissertationen online" gewertet werden. Ziel dieser Zusammenarbeit
soll eine Erarbeitung von Handlungsanweisungen für die Handhabung
elektronischer Hochschulschriften in Deutschland und eine Annäherung der von
beiden Gruppen zur Verfügung gestellten Tools sein. Dabei spielt die
Interoperabilität der Systeme über ein gemeinsames Datenmodell bzw.
Datenaustauschformat eine wichtige Rolle. Eine Ausweitung der Bemühungen zum
elektronischen Publizieren über die Dissertationen und Habilitationen hinaus
wird angestrebt.
Als sinnvoll wird es angesehen, ähnlich dem
konventionellen Dissertationentausch einen Austausch der Metadaten
elektronischer Publikationen deutschlandweit zu organisieren. Damit soll eine
Replikation der Metadaten erfolgen, die dann lokal im OPAC oder Verbundkatalog
vorgehalten werden. Zu diesem Zweck sind die entsprechenden Schnittstellen und
Austauschformate zu schaffen bzw. anzupassen. Eine Spiegelung der Volltexte
wird nicht als sinnvoll angesehen.
4. Langzeitarchivierung elektronischer Hochschulschriften
Das
Problem der Langzeitarchivierung elektronischer Hochschulschriften wurde in die
Diskussion einbezogen, ohne dass abschließende Festlegungen getroffen werden
konnten. Generell und als zukunftsweisend wird ein Ansatz, der XML-basierte
Technologie nutzt, befürwortet und für eine Archivierung empfohlen. Die dabei
insbesondere auftretenden Probleme, wie z. B. der Aufwand des Konvertierens,
die Autorenbetreuung und ähnliches, müssen weiter diskutiert werden.
Insbesondere die Entwicklungen von Softwaretools sind dabei aufmerksam zu
verfolgen.
In
der Diskussion wurde deutlich, dass den deutschen Hochschulen empfohlen wird,
sich intensiv mit den Grundgedanken der Open Archiv-Initiative zu beschäftigen.
DINI wird empfohlen, diese Zielstellung als einen Schwerpunkt der Arbeit der
unmittelbar kommenden Zeit zu sehen. Die Santa Fe Convention und die daraus
abgeleiteten Regelungen für lokale Archive und ihren Zugriff auf diese Archive
sollten in Deutschland weit mehr bekannt gemacht werden als dies bisher der
Fall ist. Die DINI-Tagung soll dazu u. a. einen Beitrag leisten.
Aus
der Sicht der Wissenschaftler wird insbesondere darauf orientiert, dass für die
lokalen Archive ein entsprechendes Refereesystem aufgebaut wird. Es sollten nur
anerkannte wissenschaftliche Arbeiten in die lokalen Archive der Hochschulen
aufgenommen werden, damit sich diese Archive von der Vielzahl der
Webpräsentationen der einzelnen Fachbereiche unterscheiden.
Neben
der organisatorischen und inhaltlichen Gestaltung der Hochschularchive ist der
technischen Sicherheit dieser Archive verstärkt Aufmerksamkeit zu widmen. Es
geht um die Wahrung der Authentizität und Integrität der gespeicherten
Dokumente. Dabei müssen die Vergabe von Zeitstempeln sowie die Anwendung von
Hashwertalgorithmen und weiterer Tools dieser Art längerfristig zum Standard
gehören.
5.
Weiterbildung
Es wird allgemein anerkannt, dass in den Hochschulen
ein großes Defizit zum Thema elektronisches Publizieren existiert. Diese
Defizite sind sowohl bei den Rechenzentren, Medienzentren und Bibliotheken als
auch bei den Wissenschaftlern und Studierenden vorhanden. Es ist wichtig, den
Unterschied zwischen dem elektronischen Publizieren im Vergleich zur traditionellen
Weise herauszuarbeiten, um neben den Veränderungen während des Erstellungsprozesses
auch die sich durch die elektronische Speicherung prinzipiell ergebenen erweiterten
Möglichkeiten des Retrievals nutzen zu können. Um die Ausbildung der Hochschulangehörigen
auf diesem Gebiet zu fördern, ist es notwendig, gesonderte Förderprogramme zu
erstellen und langfristig entsprechende Kapazitäten zur Verfügung zu stellen.
Diese Ausbildungsinhalte sind in die Curricula der Universitäten zu
integrieren. Im Rahmen der Diskussion zum Wandel der Informationsinfrastruktur
in den Hochschulen muss die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet gemeinsam
von den Fachbereichen und Serviceeinrichtungen getragen werden.
6. Informationsmanagement
Es besteht der dringende Bedarf nach der Erarbeitung eines Informationsmanagementkonzeptes
für die einzelne Hochschulen unter der Regie der Hochschulleitungen und unter
Einbeziehung der Infrastruktureinrichtungen gemeinsam mit den Fachbereichen.
Als strukturfördernde Maßnahme wird die Berufung eines Vizepräsidenten oder
Prorektors für das Informationsmanagement oder den Wissenstransfer und Informationsaustausch
durch jede Universität angesehen. Notwendig ist eine bundesweite Koordination
und eine arbeitsteilige Kooperation. Der Prozess der Präsentation, der Verteilung,
des Managements, der Archivierung und des Retrievals elektronischer Dokumente
ist unter Beachtung internationaler Standards und Berücksichtigung deutscher
Besonderheiten neu zu organisieren.
7. weitere Themen
Die Aufgabe von DINI muss es sein, Querschnittsthemen, die die Serviceeinrichtungen und die Fachgesellschaften gleichermaßen betreffen, aufzugreifen und für die entsprechende Verbreitung zu sorgen. Auf dem Gebiet des elektronischen Publizierens werden neben den hier genannten insbesondere gesehen:
-
elektronische
Zeitschriften / elektronische Monographien der Verlage
-
Printing
on Demand
-
Retrodigitalisierung
-
Abrechnungsmodelle,
Lizenzmodelle, Konsortialslösungen
-
eine
weitere Detaillierung des Prozesses des elektronischen Publizierens
im Auftrag
Schirmbacher