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Abstracts

Stadtbibliothek Stuttgart: Ideen, Konzept, Realisierung, Erfahrungen

Christine Brunner, Stadtbibliothek Stuttgart

Die Stadtbibliothek Stuttgart ist seit ihrer Eröffnung im Oktober 2011 ein weltweit beachtetes neues Bibliotheksprojekt.

Die moderne Konzeption, die in klassischer Architektur realisiert wird, hat großen Erfolg bei den Bürgern der Stadt Stuttgart. Lange Öffnungszeiten von 09:00 - 21:00 Uhr an 6 Tagen in der Woche, nutzerfreundliche Serviceangebote auch rund um die Uhr, anspruchsvolle und innovative Veranstaltungs- und Vermittlungsangebote und die Aufsehen erregende Architektur machen diese Bibliothek auch inmitten eines großen Baustellenfeldes zu der meistbesuchten Kultureinrichtung der Stadt.

Zur Person:
Christine Brunner, Direktorin der Stadtbibliothek Stuttgart
(seit 1. April 2013).

Davor Stv. Direktorin, verantwortlich für die Stadtteilbibliotheken, deren Konzepte, Profile und Verankerung im Stadtteil.

Seit der Eröffnung der neuen Bibliothek am Mailänder Platz im  Oktober 2011 Leitung der Zentralbibliothek

Bis 2001 Direktorin in Heilbronn und Ditzingen

Spezialgebiete: Bibliotheksmanagement,  Bibliotheksbau, -einrichtung und Technik

Wie lernen Studierende heute eigentlich? Lernräume aus studentischer Perspektive

Agnetha Christensen, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg)

Lernräume sind die Lebensräume für Studierende, sie bilden das „scholarly home“. Wie sich jeder Mensch selbst seinen Wohnraum individuell gestaltet, sollten auch Lernräume sehr individuell sein. Die Gestaltung des Lernraums ist nicht nur Sache des persönlichen Geschmacks, sondern ebenfalls abhängig vom spezifischen Lernverhalten. So wie Anforderungen an Studierende gestellt werden, entwickeln sie auch ihrerseits Bedürfnisse an ihre Lernräume. Diese Anforderungen verändern sich mit dem Verlauf des Studiums, denn: Verschiedene Studienphasen erfordern unterschiedliches Lernverhalten.

Insbesondere Einrichtungen in Hochschulen und Universitäten sollten ein hohes Interesse an einem optimalen Lernklima haben, ist es doch ein zentraler Baustein für ein erfolgreiches Studium. In der Praxis jedoch geht, abgesehen von einigen Leuchtturmprojekten, die Gestaltung von Lernumgebungen an den Bedürfnissen der gegenwärtigen Studierenden vorbei.

Dieser Beitrag zeigt die verschiedenen Phasen eines Bachelorstudiums aus dem Blickwinkel von Studierenden. Er vermittelt einen Eindruck über die Hürden beim Lernen, denen Studierende alltäglich gegenüber stehen. Diese Erfahrungen sollen dazu anregen, bei der Gestaltung von Lernumgebungen in Hochschulen und Universitäten die Interessen und Bedürfnisse der Studierenden in den Mittelpunkt zu stellen. Als Inspiration und Einstieg schließt der Beitrag mit einem „Wunsch-Lernraum in Utopia“ ab, welcher aufzeigt wie vielseitig eine ideale Lernumgebung für einen Studierenden sein sollte.

Zur Person:
Agnetha Christensen studiert Bibliotheks- und Informationsmanagement an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg. Sie verfasst dort derzeit ihre Abschlussarbeit zum Thema Ethnografie in Bibliotheken. Neben dem Studium arbeitete Agnetha 2011 in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky in einem Projekt zur Digitalisierung von Zeitschrifteninhaltsverzeichnissen. Im Januar 2012 wechselte sie als studentische Hilfskraft in die Bibliothek des Hamburger Instituts für Sozialforschung. Neben der elektronischen Langzeitarchivierung und dem Metadatenmanagement interessiert sich Agnetha insbesondere für die Nutzerforschung in Bibliotheken. Ende 2012 war sie im Rahmen des Projektes „InfoKult“ an der Entwicklung von Dienstleistungs- und Gestaltungsempfehlungen für den Bibliotheksneubau am Kunst- und Mediencampus Hamburg beteiligt.

Haben LehrBÜCHER noch Zukunft?

Assoc. Prof. Dr. Martin Ebner, Technische Universität Graz

Wozu im Zeitalter von Tablets und Smartphones noch ein Schulbuch mit sich herumschleppen? Wozu im Zeitalter des Internets überhaupt noch Bücher kaufen, wenn es Unterrichtsmaterialien in Überfülle zum Download gibt?

Der Vortrag wirft einen Blick in die Zukunft von Lehr- und Lernmaterialien, wird Thesen aufstellen und Antworten geben. Im Spannungsfeld des traditionellen Unterrichts, der Schulung oder Weiterbildung und einer immer schneller wachsenden Technik bzw. zunehmenden Digitalität geht es darum, Tendenzen zu benennen und mit wissenschaftlichen Untersuchungen zu untermauern. Welche Möglichkeiten bieten die neuen Standards ePub3 und HTML 5? Selbstverständlich eine entscheidende Frage wenn es um die Umsetzung geht. Und zu guter Letzt werden auch noch die Erfahrungen aus dem L3T-Projekt aufgezeigt und diskutiert.

Der Vortrag soll also helfen, den Unterricht von morgen aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. E-Books, offene Bildungsressourcen und Individualität sind mehr als nur Schlagworte, und es gilt heute zu überlegen, wie man damit die Gesellschaft von morgen ausbildet.

Zur Person:
Martin Ebner, Dipl.-Ing. Dr. techn. Univ.-Doz., ist Abteilungsleiter der Abteilung Vernetztes Lernen am Zentralen Informatikdienst der Technischen Universität Graz und in dieser Funktion verantwortlich für sämtliche E-Learning-Belange der Universität. Weiters ist er Senior-Reseacher am Institut für Informationssysteme und Computer Medien zu den Themen E-Learning, Mobile Learning, Social Media, Open Educational Resources und Educational Data Mining.

Dr. Ebner hat zahlreiche Publikationen im Themenfeld, ist national und international in verschiedenen Gremien tätig und sein bekanntes Projekt ist das „Lehrbuch für Lehren und Lernen mit Technologien“, welches frei im Internet verfügbar ist (http://l3t.eu). Darüberhinaus bloggt er unter http://elearningblog.tugraz.at.

„One size fits all?“ – Qualitative und quantitative Bedarfe an Lernräumen

Prof. Christine Gläser, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg)

Das Thema Lernräume wird an vielen Hochschulen intensiv diskutiert. Es gibt einen großen Bedarf an Orientierung, welche Aspekte für die Planungen und Konzepte wichtig sind. Ein Standardmodell, das an alle Hochschulen übertragen werden kann, gibt es nicht. W-LAN, ein paar Gruppenräume und eine Sofaecke reichen als Bestandteile eines Lernraumkonzepts nicht aus. Die Reduktion des Lernraumthemas auf Raum, Platz, Ausstattung und Technik schöpft das volle Potenzial dieser Konzepte nicht aus.

Der Vortrag wird Ansatzpunkte und Orientierung geben, welche Bedarfe in Konzeptplanungen für Lernräume einfließen und wie diese ermittelt werden. Die bestehenden Empfehlungen und Standards (z. B. HIS-Gutachten, DIN-Fachbericht) für Größe und Ausstattung von Arbeits- und Lernplätzen sind für Hochschulbibliotheken wichtiger Ausgangspunkt ihrer Planungen. Die Sicht auf die individuelle Hochschule, den jeweiligen Standort und die Fachkulturen werden in solchen Kennzahlen allerdings nicht abgebildet. Hierzu muss das traditionelle quantitative Methodenrepertoire ergänzt werden durch qualitative Methoden, die eine Annäherung an die Studien- und Lernkultur der Studierenden ermöglichen.

Zur Person:
Profil

eLearning, Digitale Didaktik und Co. – sind wir auf dem Weg zu einer Neuen Normalität und wie sehen diese Wege aus?

Prof. Dr. Isa Jahnke, Umeå University, Schweden

Peter Hinssen’s Buch des „New Normal“ (2010) zeigt, dass wir erst den halben Weg in der Digitalen Gesellschaft gegangen sind, um eine neue Normalität zu erreichen. Im Zeitalter von mobilen Endgeräten, Web 2.0 und Social Media ist eine konstante omnipräsente Online-Präsenz verfügbar – ein allgegenwärtiger Zugang zu Informationen. Für den Homo Interneticus es ist normal, Fakten nachzuschlagen und Neues zu lernen. Informales Lernen, Lernen außerhalb von formalen Bildungsinstitutionen, kommt dem Lernen innerhalb von formalen Bildungseinrichtungen näher.

Was ist mit dem Rest des Weges? Wohin führt uns die Reise? Im Vortrag werden anhand des Konzeptes der Digitalen Didaktik einige Herausforderungen diskutiert, die ein vertieftes Lernen fördern können. Welche Infrastrukturen können dabei unterstützten? Welche Elemente können designt und entwickelt werden?

  • Anstatt „Lernen, wenn die richtige Antwort existiert“ zu „learning when the answer is not known“ (from textbook-learning to „learning to be creative“)
  • Von „Oberflächen-Lernen“ (Abrufen von Informationen) zu „deeper learning“
  • Anstatt „Klassenraum-Lernen“ zu „Learning expeditions“
  • Anstatt „Gestaltung von Räumen“ zu „Gestaltung von Zeit und Prozessen“
  • Anstatt „Lernen an bekannten Orten“ zu „Lernen an unerwarteten Plätzen“

Der Vortrag gibt Antworten in Form von Thesen und stellt neue Fragen, die Veränderungen von Infrastrukturen an Universitäten und Schulen sichtbar machen.

Zur Person:
Professor Dr. Isa Jahnke forscht und lehrt im Bereich „ICT, Media and Learning“ im Department Angewandte Bildungswissenschaften der Umeå Universität in Schweden. Nach ihrem Studium der Sozialwissenschaften war sie als Beraterin in verschiedenen Unternehmensberatungen tätig. Von 2001-2004 war sie Mitarbeiterin in der Forschungsgruppe “Informatik & Gesellschaft” an der Universität Dortmund und nach ihrer Dissertation in 2005, war sie an der Ruhr-Universität Bochum am Lehrstuhl Informations- und Technologie-Management tätig (2005-2008). In 2007 besuchte sie das Center for Lifelong Learning, University of Colorado at Boulder/USA. Von 2008-2011 war Isa Jahnke Juniorprofessorin am Hochschuldidaktischen Zentrum der TU Dortmund. Seit April 2011 ist sie Professorin an der Umeå Universität.

Isa Jahnke illustriert in ihren interdisziplinären Studien, die Dynamiken sozialer Rollen beim eLearning und Technology-Enhanced Learning (hidden sociotechnical mechanisms). Ihre Forschungsgruppe hat den Namen „Digitale Didaktik“, welches eine Theorie zum Design von Lehren und Lernen im Zeitalter von Interaktiven Medien, Web 2.0 & Co. anbietet. Gegenwärtige Forschungs- und Entwicklungsprojekte sind „mobiles Lernen mit iPads an dänischen Schulen“ und „Entwicklung von Lehr-Lernszenarien mit iPads an der Umeå Universität“.
E-Mail isa.jahnke@umu.se; Web www.isa-jahnke.com und https://iml.edusci.umu.se/ictml/

Globalisierung des Lehrens und Lernens: Soziale Netze, MOOCs – wie verändern sich Didaktik, Technik und Organisation?

Dipl. Inf. Brigitte Kreplin, FernUniversität in Hagen, und Dipl.-Päd. Martina Kunzendorf, M. A., TU Dortmund

Die Zukunftswerkstatt hat sich als ein festes Veranstaltungs-Format der DINI-AG E-Learning etabliert. Sie gibt an E-Learning Interessierten Gelegenheit sich über aktuelle und zukünftige Themen auszutauschen und die verschiedenen Beteiligtengruppen, wie Serviceeinrichtungen, Lehrende, Hochschuldidaktiker/-innen sowie Studierende ins Gespräch zu bringen. Der Vortrag stellt die Ergebnisse der letzten beiden Zukunftswerkstätten vor:

Im Jahr 2012 stand die Frage nach Integrations- und Nutzungsmöglichkeiten sozialer Netzwerke im Kontext von Lehren und Lernen im Fokus der Zukunftswerkstatt.
Potenziale und Herausforderungen, Qualitätsveränderungen des Lehrens und Lernens, organisationale, technische wie didaktische Fragen wurden beleuchtet, diskutiert und Zukunftsperspektiven entwickelt.

Die DINI-Zukunftswerkstatt 2013 widmete sich dem Thema „Massive Open Online Courses – neuer Weg oder Seifenblase?“ In drei parallelen Workshops diskutierten die Teilnehmenden über Zukunftsszenarien und deren Implikationen für die Themen „Didaktik“, „Innovation“ und „Technik“.
Als erstes Fazit lässt sich festhalten, dass MOOCs prinzipiell innovative Impulse setzen können, jedoch ihre Integration in den Lehrbetrieb, die Verknüpfung von formellem und informellem Lernen sowie mögliche Geschäftsmodelle noch zu klärende Themen sind.

Mit rund 60 Teilnehmenden waren beide Zukunftswerkstätten gut besucht und bestätigen Bedarf und Erfolg des Angebots.

Zur Person: Brigitte Kreplin
Studium der Informatik in Stuttgart und Berlin
Tätigkeiten und Projekte im Bereich der Softwareentwicklung
2001 - 2006 eLearning-Beratung im Universitätsverbund Multimedia NRW bzw. Center für eCompetence in Hochschulen NRW
Seit 2007 eLearning Support und Trendscouting im Zentrum für Medien und IT der Fernuniversität

Zur Person: Martina Kunzendorf
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Entgrenzung und Zusammenarbeit – Die Notwendigkeit von Kooperationen im Lernraum

Anne May, Technische Informationsbibliothek und Universitätsbibliothek Hannover, und Dr. Susanne Kannenberg, Technische Informationsbibliothek und Universitätsbibliothek Hannover

„Die Hochschule ist ein Lernraum“ – für die meisten ein Allgemeinplatz. Dahinter verbirgt sich weit mehr – eine entwicklungsfähige Zukunftsaufgabe, bei der es um mehr als ein räumlich-infrastrukturelles Angebot für Studierende geht. Der „Lernraum Hochschule“ als „Ermöglichungsraum“ kann Studierende befähigen und unterstützen, eigenständig und selbstorganisiert zu lernen und Kompetenzen zu erwerben.

Ohne die Zusammenarbeit verschiedener Akteure aus Fakultäten, Zentralen Einrichtungen und Verwaltung ist Lernraumentwicklung in diesem Sinne nicht möglich. Für einen vielseitigen, zukunftsfähigen Lernraum ist die Entgrenzung institutioneller Zuständigkeiten notwendige Voraussetzung.

Diese Notwendigkeit ergibt sich sowohl für die Entwicklung und den Betrieb von räumlich-technischen Infrastrukturen als auch für die Weiterentwicklung von Beratungs- und Schulungsangeboten. Dienstleistungskooperation ist nötig für zukunftsorientierte Supportangebote und lernunterstützende Dienste, wie z. B. die Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz.

Welches Potential bietet eine gesamthaft entwickelte Lernraumstrategie? Welche Kooperationsmöglichkeiten und -formen gibt es? Welche Herausforderungen sind bei der Entgrenzung von Zuständigkeiten der unterschiedlichen Akteure zu bewältigen?

Ausgehend von oben skizziertem Lernraum-Verständnis und den von der DINI-AG Lernräume beschriebenen Lernraum-Dimensionen sollen Akteure, Services und Kooperationsaufgaben beispielhaft illustriert und Herausforderungen für eine strategische Hochschulentwicklung dargestellt werden.

Zur Person:
Anne May leitet seit 2003 die  Benutzungsabteilungen und ist stellvertretende Direktorin der Universitätsbibliothek der Leibniz-Universität Hannover (TIB/UB). Von 1999 bis 2002 tätig als Referentin für wiss. Bibliotheken im MWK Niedersachsen. Ab 2007 Mitinitiatorin und Koordinatorin der hochschulweiten AG Lernraum der Leibniz Universität Hannover. Seit 2008 Mitglied der DINI-AG Lernräume.
Kontakt: anne.may@tib.uni-hannover.de

Zur Person:
Dr. Susanne Kannenberg ist seit Januar 2013 Lernraumkoordinatorin der Universität Hannover. Vorher hat sie sich bereits wissenschaftlich mit dem Thema Lernraum beschäftigt. In ihrer Dissertation entwickelte sie u. a. Qualitätskriterien und Evaluationsverfahren für virtuelle Lernräume. Fr. Kannenberg hat in Greifswald und Berlin  Erziehungswissenschaften, Kommunikationswissenschaften und Jura studiert.
Kontakt: susanne.kannenberg@tib.uni-hannover.de

Anforderungen an Infrastruktur aus Sicht von Studium und Lehre

Prof. Dr. Karsten Morisse, Hochschule Osnabrück

Hochschulinterne IT-Dienstleister sehen sich durch die Verfügbarkeit von frei verfügbaren IT-Services einer wachsenden Herausforderung gegenübergestellt. Ihre Kunden – Studierende, Lehrende wie auch das Personal der Hochschulverwaltung – entwickeln mit der Nutzung beispielsweise von cloudbasierten Diensten, als Beispiele seien etwa Doodle oder Dropbox genannt,  eine Erwartungshaltung an Servicequalität, die im Hochschulkontext durch die internen IT-Dienstleister nicht selbstverständlich erfüllbar ist. Häufig ist die Infrastruktur über Jahre hinweg stetig gewachsen und die nahtlose Integration neuer Services stellt die Hochschule vor große Hürden.

In dem Beitrag werden Anforderungen an Dienste aus Sicht von Studium und Lehre betrachtet. Welche Dienste sind am Arbeitsplatz von Studierenden und Lehrenden im Kontext einer medial gestützten Lehre heute gewünscht und notwendig? Am Beispiel der Hochschule Osnabrück mit ihren ca. 11.000 Studierende wird dargestellt, wie sich eine Hochschule mittlere Größe diesen Herausforderungen an die Infrastruktur stellt.

Zur Person:
Profil

Akzeptanz von E-Books in Lehre und Studium: Ein Handlungsrahmen für das Marketing elektronischer Studienliteratur

Prof. Sebastian Mundt, Hochschule der Medien Stuttgart

Rund zehn Jahre nach ihrer Einführung am deutschen Markt sind E-Books fester Bestandteil des Literaturangebots für Lehre und Studium. Während das mobile Lesen als Thema in den Massenmedien eine breite Resonanz erfährt, fällt die Nutzung von E-Books bisher an vielen Standorten noch vergleichsweise verhalten aus. Schon jetzt prognostizieren viele Experten, dass Bibliotheken auf absehbare Zeit vor der Herausforderung stehen werden, gedruckt-elektronische Parallelangebote bereitzustellen. Damit sind erhebliche finanzielle Aufwendungen verbunden. Für Bibliotheken ist es daher strategisch bedeutsam, die Nutzungspräferenzen unterschiedlicher Zielgruppen differenziert zu erkennen, um den Ausbau hybrider Medienangebote effektiv steuern und die Akzeptanz elektronischer Studienliteratur befördern zu können.

Häufig werden allgemeine Stereotypen wie „Born Digitals“ oder ein digitales „Gefälle“ zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften herangezogen, um Unterschiede in der Affinität gegenüber innovativen Technologien zu erklären. Solche eher soziodemographischen Erklärungsmuster liefern jedoch keine ausreichenden Anhaltspunkte für Motive und Beweggründe der Nutzung von E-Books, die mit Marketing-Instrumenten gezielt angesprochen werden könnten.

In einer vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg geförderten und auf zwei Jahre angelegten Studie sind diese Informationsdefizite aufgearbeitet worden. Das Schlüsselkonstrukt der Akzeptanz wurde als theoretischer Rahmen genutzt, um wesentliche Einflussfaktoren wie die individuellen Kompetenzen und Arbeitsgewohnheiten, den erwarteten Nutzen sowie Lehr-/Lern-Infrastrukturen auf ihre Relevanz für die nachhaltige Nutzung von E-Books zu untersuchen. Dazu wurden zwischen Frühjahr 2011 und Herbst 2012 Repräsentativbefragungen unter Studierenden und Lehrenden an sechs baden-württembergischen Universitäten und Hochschulen durchgeführt. Im Vortrag werden ausgewählte Ergebnisse der Studie vorgestellt. Daraus wird ein Handlungsrahmen für das Marketing elektronischer Studienliteratur abgeleitet.

Zur Person:
Sebastian Mundt ist seit 2005 Professor für Medienmanagement und Informationsdienstleistungen und seit 2012 Studiendekan des Masterstudienganges Bibliotheks- und Informationsmanagement an der Hochschule der Medien Stuttgart. Zuvor war er als Erwerbungsdezernent, Projektmanager und Fachreferent an Universitätsbibliotheken in Münster und Hamburg tätig. Im Forschungsschwerpunkt „Digitaler Medienwandel“ an der Hochschule der Medien beschäftigt er sich unter anderem mit den Bestimmungsfaktoren und Folgen sich verändernder Informations- und Mediennutzungsgewohnheiten.