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Abstracts

Informationsinfrastruktur in Deutschland – Die Empfehlungen des Wissenschaftsrats

Prof. Dr. Thomas Bürger, SLUB Dresden

Der Wissenschaftsrat hat im Jahr 2011 vier Empfehlungen zur Informationsinfrastruktur veröffentlicht. Zur Zeit erarbeitet er auf Wunsch der GWK eine Gesamtstrategie für die deutschen wissenschaftlichen Informationsinfrastrukturen. Damit würdigt der WR die zunehmende Bedeutung von Infrastrukturen für Forschung, Lehre, Nachwuchsförderung und Wissenstransfer. Die Empfehlungen werden im Laufe des Sommers 2012 veröffentlicht. Die Leitlinien der Empfehlungen werden vorgestellt und diskutiert.

Zur Person:

Neue DINI-Arbeitsgruppe „Forschungsinformationssysteme“ – eine Kooperation mit dem europäischen Verband euroCRIS

Dr. Barbara Ebert, Leuphana Universität Lüneburg, und Regine Tobias, KIT-Bibliothek

Nach dem DINI-ifQ Workshop Forschungsinformationssysteme im November 2011 in Karlsruhe entwickelte sich die Initiative zu einer gemeinsamen Arbeitsgruppe Forschungsinformationssysteme von DINI und euroCRIS, einem europäischen Interessensverband, der sich mit der Harmonisierung und Standardisierung von Forschungsinformationssystemen befasst (CRIS = Current Research Information Systems).

Derzeit laufen an vielen deutschen Hochschulen Planungen, Forschungsinformationssysteme einzuführen. Die neue Arbeitsgruppe möchte diese Prozesse aus einer übergeordneten Sicht heraus begleiten, die Erarbeitung von Empfehlungen zur Einführung und Betrieb von Forschungsinformationssystemen organisieren und damit zu dem vom Wissenschaftsrat empfohlenen Diskurs über Mindeststandards der Datenerhebung und Harmonisierung von Berichtssystemen beitragen.

Der Vortrag stellt die Gründungsidee und die bisherige Arbeitsplanung der AG vor. Dazu gehört die Vernetzung mit anderen DINI-Arbeitsgruppen: Dort bearbeitete Schwerpunkte und Ergebnisse sollen als Impulse in die Arbeit mit aufgenommen werden. Gute Anknüpfungspunkte sind die Erfahrungen aus dem Prozess der DINI-Zertifizierung für Repositorien. Diese Standardisierungsbestrebungen sind auch für die Einführung von Forschungsinformationssystemen an unterschiedlichen Standorten von hohem Interesse.

Der Vortrag gibt außerdem einen Überblick über die Aktivitäten von euroCRIS. Die neue AG könnte sich an dem geplanten "Directory of Research Information Systems" beteiligen und eine Bestandsaufnahme für Deutschland initiieren.

Konkret werden die nächsten Schritte der neuen AG vorgestellt und die geplante Zusammenarbeit innerhalb der DINI im Anschluss im Plenum zur Diskussion gestellt.

Zur Person:
Dr. Barbara Ebert leitet den Forschungsservice der Leuphana Universität Lüneburg und verantwortet dort die Einführung eines integrierten Forschungsinformationssystems. Seit 2011 ist sie im Vorstand von euroCRIS.

Zur Person:
Regine Tobias ist Fachreferentin an der KIT-Bibliothek in Karlsruhe und leitet die Abteilung Publikations- und Mediendienste. In dieser Funktion verantwortet sie den Bereich Publikationsmanagement des Forschungsinformationssystems am KIT.

Infrastrukturförderung als Teil der Forschungsförderung:
Der Beitrag der DFG zu einer innovativen Informationsinfrastruktur für die Wissenschaft

Dr. Anne Lipp, Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Qualitätsgesicherte Forschungsdaten bilden einen Grundpfeiler wissenschaftlicher Erkenntnis. Ihre nachhaltige Sicherung, Aufarbeitung und Nachnutzung sind wichtige wissenschaftspolitische Anliegen, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit ihrer Förderung unterstützt. Der Vortrag skizziert, welche Aufgabenfelder/Herausforderungen aus Sicht der DFG im Bereich der Forschungsdateninfrastruktur zu bewältigen sind, welche Akteure darin jeweils treibend sein und einen maßgeblichen Anteil haben (müssen) und auf welchen Ebenen und mit welchen Mitteln die DFG als nationale Forschungsförderorganisation den Prozess unterstützen kann.

Zur Person:
Deutsche Forschungsgemeinschaft, Leiterin der Gruppe „Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme“. Studium der Geschichtswissenschaft, Politikwissenschaft und Germanistik in Tübingen. Promotion zu einem kulturgeschichtlichen Thema zum Ersten Weltkrieg – „Meinungslenkung im Krieg. Kriegserfahrungen deutscher Soldaten und ihre Deutung 1914 – 1918“.

Nachhaltigkeit von Wissenschaftsinfrastrukturen: Erfolgsfaktoren am Beispiel des Deutschen Forschungsnetzes

Prof. Dr. Bernhard Neumair, Karlsruhe Institute of Technology (KIT), Steinbuch Centre for Computing

Eine besondere Herausforderung für wissenschaftliche Vorhaben ist der Übergang vom geförderten Projekt zu einer nachhaltigen Dienstleistung bzw. Infrastruktur. Die wesentliche Herausforderung besteht dabei in der Gestaltung und Umsetzung eines tragfähigen Geschäftsmodells. Dabei sind unter anderem die folgenden Fragen zu klären:

Welche Dienstleistungen haben das Potential für eine nachhaltige Finanzierung? Welche Steuerungsstrukturen erlauben eine wirksame Rückkopplung der Nutzer? Wie kann das Vorhaben wissenschaftspolitisch aufgestellt werden? Wie kann eine effiziente operative Umsetzung der Dienstleistungen organisiert werden?

Der Vortrag soll anhand des Beispiels des Deutschen Forschungsnetzes beispielhafte Antworten auf diese und weitere Fragen geben.

Zur Person:

Maßanzug und prêt-à-porter gleichzeitig? – IT-Dienstleistungen im Forschungsumfeld

Dr. Hans-Joachim Popp, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)

In Forschungsprojekten spielt die Effektivität der eingesetzten Software-Werkzeuge eine entscheidende Rolle für die Erreichung von Spitzenergebnissen. Gleichzeitig zeigt sich, dass  mit dem Anstieg des Vernetzungsgrades die entstehende Komplexität individuell angepasster Lösungen sowohl bezüglich der erreichbaren Effizienz wie auch der Beherrschbarkeit und Sicherheit häufig Komplikationen nach sich zieht.

Der Beitrag befasst sich mit der Frage, nach welchen Kriterien die eingesetzten Werkzeuge und Services ausgewählt und organisiert werden sollten, um die richtige Balance zwischen Wirksamkeit und Langzeitstabilität der Arbeitsumgebungen zu gewährleisten. Dabei werden insbesondere die psychologischen Aspekte der Anwendermotivation und der Umgang mit seltenen Risiken mit großem Schadensumfang diskutiert.

Zur Person:
Hans-Joachim Popp ist seit 1988 in der IT tätig. Der Elektroingenieur begann nach seiner Promotion über Software-Ergonomie und Software-Engineering seine Karriere als Product Manager in der Medizin-Informatik. Danach war er CIO international der TUV Product Service und Manager IT-Operations der TÜV Süddeutschland Group. Nebenberuflich war er von 2000 bis 2006 als Professor für Softwaretechnologie an der KHM Köln tätig.

Seit 2005 verantwortet er die IT des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Sein besonderes Interesse gilt den psychologischen Dimensionen des IT-Managements in der Anwendungsentwicklung wie auch im Rechenzentrumsbetrieb. Als Wissenschaftler befasst er sich außerdem verstärkt mit dem Thema Anwenderzufriedenheit und dem organisationspsychologischen und vertraglichen Verhältnis zwischen Anwender-Unternehmen und Sourcing-Partner im Zuge von IT-Outsourcing-Projekten.

Sein Team errang in den letzten Jahren mehrere Auszeichnungen der Zeitschriften Computerwoche, CIO Magazin und Handelsblatt. Unter anderem belegte er in 2008 den Rang 3 im Wettbewerb „CIO des Jahres“. Im April 2010 wurden das DLR mit dem „Innovationspreis Public Private Partnership“ ausgezeichnet.

Nationale Forschungsinfrastrukturen im EU-Rahmen

Morris Riedel, Forschungszentrum Jülich

Internationale, nationale, sowie regionale Forschungsinfrastrukturen (engl. Research Infrastructures) bilden heutzutage einen nennenswerten Beitrag zu „Open Science“ durch einen fortwährend steigenden Informations-austausch ihrer wissenschaftlichen Benutzer. Dieser Informationsaustausch ist technisch enorm komplex mit dem Ziel „Datensilos“ zu vermeiden und kann innerhalb einer wissenschaftlichen Disziplin oder multi-disziplinar erfolgen.

Die ausgetauschten Daten liegen oft in vielen (proprietären) Datenformaten vor und die Verwaltung dieser Daten stellt hohe Anforderungen an eine IT Forschungsinfrastruktur. Persistente Datenobjekt-Identifikatoren, Interoperabilität, Metadaten, Verfahren zur Daten-Replikation, einfache Verfügbarkeit und vor allem Vertrauen in die bereitgestellten Informationen sind nur einige Beispiele dieser Anforderungen.  Nationale Forschungsinfrastrukturen arbeiten mit anderen europäischen Partnern eng zusammen im Kontext der „European Strategy Forum on Research Infrastructures (ESFRI) Roadmap“ um (interoperable) Verfahren für diese Anforderungen gemeinsam zu entwickeln.

Der Vortrag vermittelt die Komplexität von IT Forschungsinfrastrukturen anhand der Beispiele „Common Language Resources and Technology Infrastructure (CLARIN)“ und  „Digital Research Infrastructure for the Arts and Humanities (DARIAH)“, die innerhalb Deutschlands zur europäischen ESFRI Roadmap beitragen. Darüber hinaus wird aufgezeigt wie diese Vorhaben mit Lösungsansätzen der europäischen „Collaborative Data Infrastructure EUDAT“ in Verbindung stehen.

Zur Person:
Morris Riedel ist stellvertretender Abteilungsleiter der Abteilung „Föderierte Systeme und Daten“ des Jülich Supercomputing Centre im Forschungszentrum Jülich und Experte für die Interoperabilität von IT Infrastrukturen. Er arbeitet seit vielen Jahren in nationalen und europäischen Projekten wie D-Grid, UniGrids, OMII-Europe, DEISA2, CLARIN und DARIAH und ist seit 2011 Strategischer Direktor der European Middleware Initiative (EMI). Als einziger Europäer ist er außerdem seit 2011 einer der vier Softwarearchitekten der US amerikanischen 121 Mio. Dollar wissenschaftlichen IT Infrastruktur „Extreme Science and Engineering Discovery Environment (XSEDE)“. Seit 2012 leitet er die Aktivitäten der europäischen EUDAT Dateninfrastruktur im Bereich Datenreplikation. Zu seinen bisherigen Hochschulaktivitäten, Seminare und Vorlesungen zählen die Themengebiete „Verteilten Systeme (FH Aachen)“, „Wissenschaftliches Rechnen (FH Köln)“, und „Behandlung großer Datenmengen (RWTH Aachen)“.

Forschung – Information – Infrastruktur: Die exemplarische Perspektive der KIT-Bibliothek

Frank Scholze, KIT-Bibliothek

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist am 1. Oktober 2009 aus dem Zusammenschluss des Forschungszentrums Karlsruhe in der Helmholtz-Gemeinschaft und der Universität Karlsruhe hervorgegangen. Damit begann ein einzigartiges Experiment in der Wissenschaftsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Im Vortrag soll anhand der Fusion der zentralen Informationsdienstleistungseinrichtungen zur KIT-Bibliothek beschrieben werden, wie eine neue Perspektive auf die Informationsversorgung von Forschung, Lehre und Innovation am KIT entwickelt wurde. Die KIT-Bibliothek unterstützt mit ihren Informationsdiensten zunehmend den gesamten Forschungsprozess (Research & Information Lifecycle Perspektive) und versteht ihre Entwicklung als Teil des Karlsruher integrierten Informationsmanagements (KIM). Dieses Konzept bündelt die in der Vergangenheit häufig isoliert entstandenen IT-Strukturen und -Dienste bündelt und organisiert sie serviceorientiert. Kooperationen innerhalb und außerhalb des KIT sind dafür unerlässlich. Im KIT werden die Kompetenzen und Dienstleistungen in den Bereichen Informationsversorgung und –verarbeitung (IV) in einem kooperativ organisierten Informationszentrum, dem Media- & IV-Service Center Karlsruhe (MICK), gebündelt. Es besteht aus dem Steinbuch Centre for Computing als dem zentralen IuK-Diensteanbieter, der KIT-Bibliothek und weiteren für IV-Systeme, Prozesse und –Dienste zuständigen Einrichtungen des KIT.

Zur Person:
Frank Scholze studierte Bibliothekswesen an der Hochschule der Medien Stuttgart, sowie Kunstgeschichte und Anglistik an der Universität Stuttgart. Danach war er in verschiedenen Projekten im Bereich digitaler Bibliotheken, sowie als Fachreferent und Leiter der Benutzungsabteilung an der Universitätsbibliothek Stuttgart tätig. Nach zweijähriger Tätigkeit im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg übernahm er im Januar 2010 die Leitung der KIT-Bibliothek.

Infrastrukturen für Forschungsdaten – Herausforderungen, Wünsche, Anreize

Prof. Dr. Maik Thomas, GeoForschungsZentrum Potsdam

Forschungsdaten sind die Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnis und unterstützen zunehmend gesellschaftsrelevante Entscheidungsprozesse. Obwohl die Generierung von Forschungsdaten stets mit hohem personellen bzw. technischen Aufwand und damit immensen Kosten verbunden ist, werden sie oftmals unzureichend genutzt, sind nur eingeschränkt zugänglich und stehen oft nicht langfristig zur Verfügung. Nach langjähriger Differenzierung der Forschungslandschaft verlangen die gegenwärtigen wissenschaftlichen Herausforderungen mehr und mehr eine Überwindung der disziplinären Grenzen, die nicht zuletzt durch immense Fortschritte in den Informationstechnologien auch begünstigt wird. Eine derartig angestrebte Steigerung wissenschaftlicher Effizienz impliziert die Notwendigkeit, Forschungsdaten auch für fachfremde Wissenschaftler verständlich zugänglich zu machen, insbesondere da zum Zeitpunkt ihrer Erhebung das Spektrum ihrer potentiellen weiteren Nutzung kaum ermessen werden kann. Wenngleich die Problematik der Langzeitsicherung, -verfügbarkeit und -nutzbarkeit von Forschungsdaten mit ihren vielfältigen Facetten zunehmend das Bewusstsein der Akteure in der Forschungslandschaft erreicht hat und zahlreiche Strategien zu ihrer Lösung entwickelt wurden, sind die Chancen ihrer Umsetzung maßgeblich abhängig von der Schaffung entsprechender Anreize für die an der Generierung von Daten beteiligten Wissenschaftler.

Primär aus Sicht des Daten produzierenden Wissenschaftlers skizziert der Vortrag gegenwärtige Bedürfnisse hinsichtlich zukünftiger Entwicklungen von Infrastrukturen für Forschungsdaten und versucht Optionen aufzuzeigen, wie Anreize geschaffen werden können, dass Wissenschaftler ihren Beitrag zum Erhalt und zur Nutzbarkeit ihrer Daten leisten.

Zur Person: