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DeepGreen - Infrastruktur zur Förderung der Open-Access-Transformation

Julia Boltze, Kooperativer Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg, Annika Höllerl, Bayerische Staatsbibliothek

Gefördert von der Deutschen  Forschungsgemeinschaft (DFG) wurde von 2016 bis 2021 die Datendrehscheibe DeepGreen (https://deepgreen.kobv.de/en/advanced-test-phase-of-deepgreen/) aufgebaut. Diese nationale Open-Access-Infrastruktur verteilt wissenschaftliche Publikationen und zugehörige Metadaten von Verlagen an Open-Access-Repositorien. Nach einer Testphase ging der Dienst im März 2021 in den Pilotbetrieb. Dank der Zusammenarbeit mit den Verlagen De Gruyter, Frontiers, Future Medicine, Hogrefe, Karger, MDPI, Sage und Wiley konnte DeepGreen zwischen September 2019 und Juni 2021 mehr als 35.000 Artikel an an mehr als 60 Forschungseinrichtungen in Deutschland automatisiert verteilen. Damit erleichtert der Dienst lokale Open-Access-Aktivitäten an Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen und steigert die Zugänglichkeit und Sichtbarkeit der Publikationen.
Der Beitrag stellt aktuelle Entwicklungen bei DeepGreen vor. Der Fokus liegt auf der Darstellung der Zusammenarbeit mit Repositorien und Verlagen bei der Förderung der Open-Access-Transformation in Deutschland. Weiter werden Strategien zur Nachhaltigkeit des Dienstes und Planungen zur Weiterentwicklung der Datendrehscheibe erläutert.

Julia Boltze, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kooperativen Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg, seit 2018 im DeepGreen-Team dabei und an der Weiterentwicklung von DeepGreen beteiligt.

Annika Höllerl, seit 2021 Projektmitarbeiterin für DeepGreen an der Bayerischen Staatsbibliothek.

 

Kaleidoskopischer Blick auf die Selbstorganisation und die Anpassungsfähigkeit der Hochschulstrukturen

Kai Dornseiff, human digitals

Eine Vielzahl von Studien von wissenschaftlichen und wissenschaftspolitischen Gremien befassten sich jüngst mit den Auswirkungen der pandemiebedingten Umstände auf die Wissenschaftswelt allgemein und die Hochschulen im Speziellen. Unisono wurde deutlich, dass der Krisenbewältigungsmodus in den wissenschaftlichen Organisationen erstaunlich gut funktionierte. Quasi über Nacht erfolgte der Einsatz von Online-Lehre, der Aufbau von Kontakt-Nachverfolgung und Home-Office-Infrastrukturen und Gremienversammlungen fanden und finden im virtuellen Raum statt. Viele dieser Maßnahmen wurden schnell und unkompliziert möglich. Die Pandemie erwies sich als kalter Rückenwind für das Betreten eines neuen und vielfach unbekannten Terrains. Rechtliche Unsicherheiten und Datenschutzbedenken gab es zwar, aber es war allenthalben ein Pragmatismus spürbar, welcher nicht zuerst die Frage nach dem allumfassenden Konzept stellte, sondern die schnelle Umsetzung und begleitende Prüfung und Korrektur fokussierte: ein Trial and Error-Vorgehen in hoher Geschwindigkeit. Anpassungsfähigkeit und entscheidungsstarke Selbstorganisation? Zweifelsohne!

Viele stellen sich mit Blick auf die Zukunft nun die Frage: Stockt der pandemiebedingte Innovationsmotor in der Post-Corona-Phase? Wie ist es in künftigen Zeiten um diese Anpassungsfähigkeit bestellt, welche die Hochschulen in den zurückliegenden Monaten bewiesen haben? Sind die neu entstandenen Arbeitsweisen, Abläufe, Organisations- und Entscheidungsstrukturen temporäre Behelfslösungen oder wurden innovative und zukunftsstabile Organisationsmodelle etabliert, die für zukünftige Veränderungen besser gewappnet sind? Wie wirkt sich das alles auf unsere Zusammenarbeit aus? Und allen voran: Wie verarbeiten die Mitarbeiter*innen diese Veränderungen auf lange Sicht?

Der kaleidoskopische Blick, der in diesem Vortrag vorgenommen wird, speist sich aus den Erfahrungen unserer Beratungstätigkeiten an deutschen Hochschulen, bei welchen wir immer wieder Einblick nehmen dürfen in die unterschiedlichen Tätigkeitsgebiete und verschiedensten Organisationsbereiche. Im Vortrag möchten wir mit diesem externen und kaleidoskopischen Blick aus verschiedenen Sichtweisen Einschätzungen zu den Entwicklungen und weiteren Bedarfen für den Erhalt und umsichtigen Ausbau der Anpassungsfähigkeit deutscher Hochschulen liefern. Welche neuen Wege der Organisation und Zusammenarbeit in Hochschulen gibt es und wie stehen die Chancen für eine dauerhafte und erfolgsversprechende Etablierung in der Hochschulwelt?

Kai Dornseiff, Wirtschaftsinformatiker, berät seit 16 Jahren eine Vielzahl von Hochschul- und Wissenschaftseinrichtungen und arebeitet seit 10 Jahren in geschäftsführender Tätigkeit. Im April 2020 gründete er gemeinsam mit Herrn Dr. Mark Aufenanger die human digitals GmbH welche sich auf humanzentrierte Strategie- und Digitalisierungsberatung unter anderem von Wissenschaftseinrichtungen spezialisiert haben. Herr Dornseiff unterstützt Wissenschaftseinrichtungen in ganz Deutschland bei Fragestellungen der Zukunfts- und Strategieentwicklung und der operativen Digitalisierung rund um aktuelle politische Vorgaben wie z.B. eGovernment und OZG.
Als human digitals denken wir die anstehenden Veränderungen und Organisationsentwicklungen konsequent vom Menschen her und beraten Organisationen dabei, wie sie bestehende Lücken in Strategie, Organisation, Kompetenz und Akzeptanz zwischen Mensch und digitalen Innovationen schließen.
 

 

Die DH.NRW – Innovation im kooperationswettbewerblichen Umfeld: Lessons Learned und Best Practices

Birgit Feldmann, Leitung der Geschäftsstelle der DH.NRW

Es ist Fakt, dass die Digitalisierung zu tiefgreifenden Umwälzungen in fast allen Bereichen unserer Gesellschaft führt. Dabei sind die Hochschulen unverzichtbare Akteure im Bildungsraum.

Wir, die Digitale Hochschule NRW (DH.NRW) – als Zusammenschluss von 42 Hochschulen und dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen –, haben uns schon vor einigen Jahren auf den Weg der digitalen Transformation begeben. Durch die Kooperation über Standorte und Hochschultypen hinweg erschließen wir ansonsten unerreichbare Mehrwerte für unsere Mitgliedshochschulen. Ziel ist es, gemeinsam die enormen Potenziale der Digitalisierung an den Hochschulen zu nutzen, den Transformationsprozess zu gestalten und so den Hochschulstandort NRW weiter zu stärken.

Mit der Digitalen Hochschule NRW haben wir ein starkes Instrument für diese kooperative Entwicklung gemeinsamer Lösungen geschaffen. So greifen wir aktiv die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen auf und setzen uns gleichzeitig inhaltlich mit den Möglichkeiten und den Auswirkungen der Digitalisierung auseinander. Dabei denken wir ganzheitlich und berücksichtigen alle Handlungsfelder von Hochschule: Studium und Lehre, Forschung, Verwaltung und Infrastruktur.

Wir fördern den Aufbau von Communities und regen den Austausch innerhalb dieser Communities ebenso an wie die Erarbeitung von Zukunftskonzepten. Wir fördern die Entwicklung und Umsetzung integrativer Konzepte, die aus vielfältigen, de-zentralen Angeboten neue, verbindende und übergreifende Strukturen generieren. Selbstverständlich berücksichtigen wir dabei Gleichstellungs- und Diversitätsaspekte sowie die Themen Barrierefreiheit, Informationssicherheit und Datenschutz.

In den ersten Jahren haben wir viel gelernt und uns weiterentwickelt. Wir befinden uns jetzt auch selbst als Kooperation in einer Transitionsphase. Den eigenen Change Prozess zu organisieren, alle Beteiligten mitzunehmen, eine Governance zu entwickeln, die die komplexen Organisations- und Kommunikationsstrukturen aufgreifen, sind besondere Herausforderungen, denen wir uns im vergangenen und in diesem Jahr erfolgreich gestellt haben.

Im Vortrag erwarten Sie Informationen zu den Fragen: Was haben wir gelernt, was nehmen wir mit, wie sieht die Zukunft aus, was sind unsere Visionen, wie organisieren wir aktuell Beteiligung, was sind noch offene Fragen.

Birgit Feldmann, Kommunikationswissenschaftlerin (techn. Fachrichtung der TU Berlin), seit 2020 Leiterin der Geschäftsstelle der DH.NRW. Zuvor Geschäftsführerin des Zent rums für Medien und IT (ZIMT) der Universität Siegen, davor u.a. Abteilungsleiterin Digitale Medien Services der FernUniversität in Hagen, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der praktischen Informatik, Projektleiterin an der FH Magdeburg. Ihre Expertise beruht auf langjähriger Erfahrung z. B. in Projekten mit der Industrie (z. B. Lufthansa, MS USA und Deutsche Bank) als auch im öffentlichen Bereich (z. B. Virtuelle Universität, elektronischer Personalausweis, ULI, CU-BER etc.).

Ubiquitär und häufig unterschätzt - Digitale Dienste für die Wissenschaft
Prof. Dr. Konrad Förstner, Deutsche Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED) - Informationszentrum Lebenswissenschaft Köln

Die zunehmende Digitalisierung der Wissenschaft führt zu einem rapide wachsenden Aufkommen an Forschungsdaten. An vielen Stellen werden digitale wissenschaftliche Dienste benötigt um diese Daten bereitzustellen, durchsuchbar zu machen und (kollaborativ) zu analysieren als auch zu bearbeiten. Die Entwicklung und Bereitstellung solche Dienste erfolgt im allgemeinen aus der Forschungscommunity heraus. Häufig ist ein nachhaltiger Betrieb und langfristige Finanzierung nicht gewährleistet mit möglichen negativen Folgen für Forschende. In dem Vortrag werden Empfehlungen, die die Arbeitsgruppe "Digitale Werkzeuge - Software und Services" innerhalb der Schwerpunktintiative "Digitale Information" der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen entwickelt hat, vorgestellt. Zudem wird ein Blick auf Funktion und Anspruch der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) hinsichtlich solcher Dienste sowie auf die Probleme und Gefahren von proprietären Lösungen kommerzieller Anbieter geworfen."

 

Prof. Dr. Konrad Förstner ist  Leiter des Programmbereichs "Data Science and Services" bei ZB MED und Professor für Data and Information Literacy an der TH Köln.

Projekt DEAL – aktueller Stand und  Perspektiven

Dr. Jens-Peter Gaul, Hochschulrektorenkonferenz

Das Projekt DEAL wurde ins Leben gerufen, um im Auftrag aller deutschen wissenschaftlichen Einrichtungen, einschließlich Universitäten, Fachhochschulen, Forschungseinrichtungen, Landes- und Regionalbibliotheken, bundesweite transformative “Publish and Read”-Vereinbarungen mit den größten kommerziellen Verlagen für wissenschaftliche Zeitschriften auszuhandeln. In der Session werden die aktuellen Entwicklungen zu den Verträgen mit Wiley und Springer/Nature erörtert und über geplante Veränderungen und anstehende Vertragsabschlüsse diskutiert.

Jens-Peter Gaul vertritt als Generalsekretär der HRK die in der Allianz der Wissenschaftsorganisationen für Projekt DEAL federführende Einrichtung. 

Einführung eines Forschungsinformationssystems im Verbund CRIS.NRW. Werkstattbericht über eine neue Form der Zusammenarbeit

Dr. Malte Kramer, Universität Münster Tobias Pelz, Universität Bieleffeld, Anselm Terhalle, Bergische Universität Wuppertal

Die Digitalisierung stellt die Hochschulen vor große Herausforderungen. Diese Herausforderungen sind einerseits für alle Hochschulen ähnlich und vergleichbar und zeigen andererseits an jeder einzelnen Hochschule individuelle Ausprägungen. Teil der Digitalisierung ist an vielen Hochschulen die Einführung eines Systems zur Haltung, Pflege und Nutzung von Forschungsmetadaten/Forschungsinformationen. Das Verbundprojekt CRIS.NRW unterstützt die Hochschulen bei der Implementierung und dem Betrieb von Forschungsinformationssystemen (FIS) und trägt den damit verbundenen Herausforderungen durch eine Kombination aus Standardisierung und Flexibilität Rechnung:
Durch ein standardisiertes bausteinbasiertes Vorgehensmodell wird versucht, die Gemeinsamkeiten der Hochschulen zu nutzen und systematisch anfallende Aufgaben in geeigneter Art und Reihenfolge so umzusetzen, dass möglichst große Synergieeffekte entstehen. Gleichzeitig ist jederzeit genügend Raum, um die Individualität jeder einzelnen Hochschule zu berücksichtigen und hochschulspezifische Anforderungen umzusetzen. Auf diese Weise entsteht eine Struktur, a) die den Hochschulen dort Arbeit abnimmt, wo eine zentrale Bearbeitung sinnvoll ist, b) die flexibel auf spezifische Anforderungen reagieren kann und c) über die alle teilnehmenden Hochschulen von entwickelten Lösungen und einer effizienten Umsetzung profitieren.
Herr Kramer von der CRIS.NRW-Geschäftsstelle stellt die Idee des Projekts und das entwickelte Vorgehensmodell vor, während zwei Pilothochschulen Beispiele für die Individualität der einzelnen Implementierungsprojekte liefern. Herr Pelz geht auf die Anbindung der Quellsysteme der Universität Bielefeld an das FIS ein und Herr Terhalle gibt einen Überblick über die Herausforderungen bei der Erstellung einer Hochschulbibliographie im Rahmen der FIS-Einführung an der Bergischen Universität Wuppertal. Dabei liegt der Fokus auf den Synergieeffekten durch die enge Zusammenarbeit zwischen CRIS.NRW und den Hochschulen.

Dr. Malte Kramer, Wirtschaftsinformatiker, Leiter der Landesinitiative CRIS.NRW an der WWU Münster, beschäftigt sich seit 2008 mit den verschiedenen Perspektiven der Forschungsberichterstattung. Erst aus Perspektive der dezentralen Verwaltung im Dekanat der Wirtschaftswissenschaften der WWU, anschließend aus Perspektive eines Wissenschaftlers und seit 2015 aus zentraler Perspektive in der täglichen Arbeit in der Abteilung 6.4 für Forschungsinformationen und -berichterstattung der WWU.

Tobias Pelz, Diplom-Verwaltungswirt (FH) und Diplom-Kaufmann, arbeitet seit 2006 an der Universität Bielefeld, zunächst im Personalbereich und seit 2010 im Bereich Prozess- und Projektmanagement, Projektleiter des Projekts „Einführung eines Forschungsinformationssystem und des Kerndatensatz Forschung“ seit Beginn des Projekts im Jahr 2017.

Anselm Terhalle, Studium der Romanistik und Japanwissenschaften in Düsseldorf und Paris. Mitarbeit und Promotion in der DFG-Forschungsgruppe 600 und dem SFB 991 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seit Ende 2018 Mitarbeiter in der Forschungsförderung der Bergischen Universität Wuppertal, Referent für das FIS und Projektleiter für dessen Einführung.

Zwischen dezentralen Open-Access-Angeboten und bundesweiter Unterstützung - open-access.network
Dr. Anja Oberländer, KIM Konstanz, Marco Tullney TIB Hannover

Das Projekt open-access.network dient dem Aufbau einer bundesweiten Kompetenz- und Vernetzungsplattform zum Thema Open Access. Ziel ist die verlässliche und deutschlandweite Versorgung von Wissenschaftler*innen mit Informationen und Kompetenzen. Das BMBF-geförderte Projekt stellt zentrale Unterstützungsangebote wie einen Helpdesk, umfangreiche Informationsseiten und Datenbanken bereit. Neu erstellte (Video-)Materialien dienen dem Selbststudium, können aber auch in dezentralen Angeboten nachgenutzt werden. Zahlreiche Veranstaltungen vermitteln Informationen für Wissenschaftler*innen und Multiplikator*innen zu allgemeinen und speziellen Aspekten von Open Access. Fokusgruppen, Workshops und Barcamps fördern die Vernetzung von Akteuren. Erhebungen zur Umsetzung von Open Access beleuchten Umsetzungsschwierigkeiten und Desiderata. Ein Diskussionsforum erlaubt den Fachaustausch in moderierter und öffentlich zugänglicher Form. Alle Informationen werden in einer gründlich aktualisierten und erweiterten Informationsplattform zusammengeführt, die im September 2021 neu gestartet worden ist. Die Aktivitäten der Projektpartner ermöglichen dabei einen gezielten Ausbau nachhaltiger Angebote, die auch über die Projektlaufzeit hinaus den fachlichen Austausch, die Unterstützung von Beratungsleistungen vor Ort und den Kompetenzaufbau bei Wissenschaftler*innen und ihren Einrichtungen ermöglichen. Das für das Projekt charakteristische Wechselspiel zwischen zentralen Angeboten und dezentralen Strukturen wird im Zentrum des Vortrags stehen.

Anja Oberländer leitet den Bereich Open Science an der Universität Konstanz. Im Rahmen dessen ist sie u.a. zuständig für die Koordination der Kompetenz- und Vernetzungsplattform open-access.network und weitere BMBF-geförderte Projekte im Bereich Open Access, die deutsche Kontaktstelle für das EU-Projekt OpenAIRE, den Publikationsfonds der Universität Konstanz sowie diverse weitere Open-Science-Projekte.

Marco Tullney leitet den Bereich Publikationsdienste der Technischen Informationsbibliothek (TIB) in Hannover und koordiniert deren Open-Access-Aktivitäten. Dort verantwortet er, neben weiteren Drittmittelprojekten zu Open Access, das TIB-Teilprojekt in open-access.network, in dem u.a. frei nachnutzbare Materialien zu Open Access erstellt und weitere Bedarfe aus der Wissenschaftslandschaft erhoben werden. Sein Interesse gilt dezentralen, fairen und nachhaltigen Open-Science-Infrastrukturen.

Prozess- und Organisationsentwicklung für ein digitales Wissenschaftsunternehmen

Dr. Sven Rank, Forschungszentrum Jülich GmbH

Die zahlreichen Facetten der Digitalisierung erzeugen in Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen eine Vielzahl an Veränderungsnotwendigkeiten. Aufgabe einer Unternehmensentwicklung ist es dementsprechend, Entwicklungslinien zu skizzieren, zu fördern, zu beobachten und – wo möglich – positiv zu beeinflussen. Teilweise geschieht dies im Rahmen einer dezidierten Open Science- oder Digitalisierungsstrategie, teilweise situativ im Zusammenspiel der jeweils betroffenen Akteure. Das Forschungszentrum Jülich nutzt zu seiner Selbststeuerung auf dem Weg zu digitaler Wissenschaft eine Vielzahl an Task Forces sowie an Abstimmungs- und Austauschkreisen, die häufig von der Unternehmensentwicklung begleitet und koordiniert werden. Thematisch bewegen diese sich in einem weiten Spektrum von Datenmanagement über Software-Entwicklung hin zu Hardwareinfrastruktur und zur Schaffung neuer Organisationseinheiten für Data Science. Alle diese Vorhaben eint die Bemühung um sinnvoll-partizipative Prozesse zur Entwicklung tragfähiger Organisationsstrukturen. Eine weitere gemeinsame Eigenschaft der Prozesse ist ihre Funktion zur Reduktion von Komplexität im Sinne des Filterns derjenigen internen und externen Informationen, die für die nachhaltige Unternehmensentwicklung wichtig sind.

Sven Rank arbeitet für die Unternehmensentwicklung am Forschungszentrums Jülich, darin im Forschungsmanagement für den Bereich Digitalisierung. Dieser umfasst die Koordination von Prozessen des digitalen Wandels im Forschungszentrum sowie die Mitarbeit in entsprechenden Prozessen innerhalb der Helmholtz-Gemeinschaft und darüber hinaus. Hierzu gehört u.a. die Digitalisierungsstrategie der Helmholtz-Gemeinschaft sowie die Beteiligung des Forschungszentrums am Helmholtz-Inkubator Information and Data Science und an der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur.

Open Educational Resources. Wie viel Open Access ist notwendig?

Marc Rittberger, DIPF, Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation

Obwohl Open Educational Resources in Deutschland schon seit ein paar Jahren diskutiert wird, hat die Pandemie den Fokus auf OER nochmals verstärkt. Um sich zu OER über alle Bildungsbereiche zu informieren, bietet das DIPF mit der nationalen Plattform OERInfo ein zentrales Informationsportal für alle Interessierten an. Für den Hochschulbereich sind in den letzten Jahren zahlreiche Initiativen auf Länderebene gestartet und zahlreiche Repositorien zu OER in den verschiedenen Bundesländern entstanden. Im Beitrag wird der Frage nachgegangen, inwieweit diese Repositorien auch Anforderungen einer offenen Bildungspraxis erfüllen und ob die im Learning Object Metadata Standard vorgesehenen Metadatenfelder auch zur Beschreibung von OER geeignet sind. Abschließend werden Parallelen in der Entwicklung von Open Access und Opern Educational Resources angesprochen.

Prof. Dr. Marc Rittberger ist seit 2005 Direktor des Informationszentrums Bildung am DIPF Leibniz- Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt am Main sowie Professor für Informationsmanagement an der Hochschule Darmstadt. Von 2002 bis 2005 hatte er eine Professur Information Documentaire an der Haute Ecole de Gestion in Genf inne und von 2001 bis 2002 eine Vertretungsprofessur Informationswissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Er studierte Physik und Informationswissenschaft und promovierte in Informationswissenschaft. Seine Forschungsinteressen sind Open Science, Informationsinfrastrukturen und bibliometrische Untersuchungen.

ORCID DE - Nachhaltige Autor*innen- und Organisationsidentifikation in Deutschland

Antonia Schrader, Helmholtz Open Science, Britta Dreyer, TIB Hannover für das Projekt ORCID-DE und das ORCID Deutschland Konsortium

Neben Digital Object Identifier (DOI) für die eindeutige und persistente Referenzierung von wissenschaftlichen Objekten ist die dauerhafte Verknüpfung von Forschenden und den affiliierten Einrichtungen mit ihrem Forschungsoutput mittels der ORCID iD und dem Research Organization Registry (ROR) wichtige Voraussetzung für eine transparente, offene und effiziente Wissenschaftskommunikation und die Verbesserung im Umgang mit Forschungsinformationen.

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte und durch die Deutsche Initiative für Netzwerkinformation (DINI) initiierte Projekt ORCID DE widmet sich der Förderung der ORCID und ROR iD in Deutschland und unterstützt, gemeinsam mit dem in der ersten Projektphase gegründeten ORCID Deutschland Konsortium, wissenschaftliche Einrichtungen bei der erfolgreichen ORCID-Integration. Nachhaltige Services, wie der Betrieb der Informations- und Dialoginstrumente von Projekt und Konsortium, die Verknüpfung von ORCID mit der GND, das ORCID-Claiming in BASE sowie eine Monitoring-Funktion (ORCID DE Monitor), die die Verwendung von ORCID-Informationen in Publikationssystemen auswertet und dokumentiert, sichern den Implementierungserfolg. Erst durch die ganzheitliche Integration und flächendeckende Nutzung der oben genannten persistenten Identifikatoren wird sich deren Potential für die Wissenschaftskommunikation als Ganzes, aber auch für einzelne Forschende sowie die wissenschaftlichen Einrichtungen entfalten können. Der Schwerpunkt des dialogischen Vortrages liegt auf den Vorteilen der Implementierung von ORCID und ROR aus Sicht der wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland.

Projektpartner von ORCID DE sind DataCite, die Deutsche Nationalbibliothek, das Helmholtz Open Science Office der Helmholtz-Gemeinschaft, die Universitätsbibliothek Bielefeld und die Technische Informationsbibliothek (TIB).

Britta Dreyer ist Leiterin des Referats PID- und Metadaten Services an der TIB. Das Referat ist zuständig für das TIB DOI Konsortium, das ORCID Deutschland Konsortium, den Betrieb und Ausbau eines PID- und Metadaten-Kompetenzzentrums sowie die Weiterentwicklung von PID- und Metadatenservices.

Antonia Schrader, seit 2020 wissenschaftliche Referentin im Helmholtz Open Science Office der Helmholtz-Gemeinschaft hier u. a. zuständig für die Organisation und Durchführung von Online-Seminaren und Informationsveranstaltungen und für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.

Nachhaltigkeitsmanagement in der Helmholtz-Gemeinschaft: entwickeln, gestalten, teilen, vernetzten

Dr. Fabian Trinkel, Forschungszentrum Jülich

Helmholtz steht für Spitzenforschung an großen gesellschaftlichen Herausforderungen. In all jenen Gebieten, die Forschung erst möglich machen, setzen wir uns intensiv mit Fragen der Nachhaltigkeit auseinander: sei es beim Betrieb großer Forschungsinfrastrukturen oder Rechenzentren, bei der Planung neuer Gebäude oder der Förderung von Talenten. Seit 2018 setzt sich der Helmholtz-Koordinator für Nachhaltigkeit und der Helmholtz Arbeitskreis Forum Nachhaltigkeit  (www.helmholtz-nachhaltigkeit.de) mit den verschiedensten Fragestellungen zu Facetten der Nachhaltigkeit auf ökonomischer, sozialer und ökologischer Ebene auseinander und arbeitet daran, Helmholtz von der Managementebene aus immer weiter zu einer nachhaltig agierenden Forschungsorganisation zu entwickeln. Es wird dabei im gesamten Spektrum der LeNa-Handreichung – ein Leitfaden für Nachhaltigkeitsmanagement in außeruniversitären Forschungseinrichtungen - gearbeitet. Unabhängig von Standards, Richtlinien und Managementansätzen sind die 18 Helmholtz-Zentren bereits auf dem Weg durch ressourcenschonende, zukunftsorientierte Projekte zentrumsspezifisch Nachhaltigkeit zu gestalten.

Fabian Trinkel arbeitet seit 2018 als Koordinator für Nachhaltigkeit in der Helmholtz-Gemeinschaft mit Sitz am Forschungszentrum Jülich (Innovation und Strategie Unternehmensentwicklung (UE-I)).

 

Warum PIDs (k)ein Selbstzweck sind!

Martin Fenner, MD Front Matter, Paul Vierkant, DataCite


Persistent Identifier sind für nachhaltige Informationsinfrastrukturen essentiell, da sie einen dauerhaften und eindeutigen Zugriff auf den referenzierten Forschungsoutput, und ihre Beziehungen untereinander ermöglichen. Von DOIs über ORCID IDs bis hin zu ROR IDs generieren offene PIDs Mehrwerte durch ihre Verknüpfung. Die Darstellung dieser Verknüpfungen in Systemen, wie z. B. dem PID Graph, erlauben die Kontextualisierung und Darstellung von Forschenden, Forschungseinrichtungen und ihrem Forschungsoutput gleichermaßen. Der im Rahmen des EU-geförderten Projekts FREYA entwickelte PID Graph ist die Basis für weiterführende Open Science Services, wie dem neuen Discovery System “DataCite Commons.” Mithilfe von DataCite Commons können der Forschungsoutput von einzelnen Forschenden, aber auch von Forschungseinrichtungen insgesamt z. B. in Form von Dashboards dargestellt werden.
Trotz dieses vielversprechenden Ansatzes erschließt sich der volle Mehrwert von miteinander verknüpften PIDs erst, wenn erstens PIDs wenn möglich auch wirklich genutzt werden – z. B. für institutionen – und wichtige aber optionale Metadaten wie Lizenzinformationen, Abstracts, usw. auch wirklich bereit gestellt werden. An unterschiedlichen Punkten des Publikationsprozesses gibt es verschiedene Herausforderungen Metadaten bereitzustellen, bzw. zu vervollständigen.
Der Vortrag beleuchtet die Herausforderungen und Relevanz der Vollständigkeit von PID-Metadaten.

Herausforderungen des nachhaltigen Forschungsdatenmanagements in Rechenzentren
Prof. Dr. Ramin Yahyapour, Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen

Digitale Forschungsinfrastrukturen nehmen eine wichtige Rolle in der wissenschaftlichen Arbeit ein. In den letzten Jahren wurden insbesondere im Forschungsdatenmanagement Fortschritte auf Ebene der Hochschule, der Länder oder in der NFDI unternommen, um eine Dienst- und Beratungsinfrastruktur zu etablieren. Eine der wesentlichen Herausforderung stellt die Sicherstellung einer langfristigen und nachhaltigen Verfügbarkeit dieser Strukturen da. FDM ist per Definition eine auf Dauer angelegte Aufgabe, während der Bereich in seinen einzelnen Facetten einer hohen Dynamik unterliegt. Dies betrifft die wissenschaftlichen Anforderungen aber auch die technischen, organisatorischen und finanziellen Randbedingungen. Rechenzentren stellen wichtige Dienste in Gewinnung, Analyse, Speicherung und Archivierung von Daten bereit und haben daher - ebenso wie Bibliotheken - Antworten zur Nachhaltigkeit der Strukturen zu geben. Dabei kann Forschungsdatenmanagement nicht losgelöst in Bezug auf die FAIR-Prinzipien gesehen werden, sondern findet im wissenschaftlichen Alltag schnell konkrete Querbezüge zu Forschungsgeräten, die Daten in teilweiser sehr großen Menge generieren. Beispiele finden sich in der Cryo-Elektronenmikroskopie, Genom-Sequenzierung, oder Geräten zur Fernerkundung. Ebenso finden sich schnell Verbindungen zu Rechner-Infrastrukturen, wie dem HPC- oder HPDA-Cluster, die für die Analyse von Daten benötigt werden. Alle diese Elemente sind Teil der Forschungsinfrastruktur und interagieren mit einem Forschungsdatenmanagement. So finden sich auch hier Entwicklungen zur nachhaltigen Struktur-Entwicklung über Initiativen zu nationalen Geräte-Zentren, Kompetenznetzwerken oder den Nationalen Hochleistungsrechenzentren. Der Vortrag liefert Beispiele zu diesen Entwicklungen aus Perspektive von Rechenzentren.

Ramin Yahyapour ist seit 2011 Professor in der Informatik an der Georg-August-Universität Göttingen. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte sind E-Science, Data Science und High-Performance Computing. Er hat an der TU Dortmund Elektrotechnik und Informationstechnik studiert und promoviert.

Die GWDG Ist ein großes überregional agierendes Rechenzentrum, dass eine große Nutzergruppe in der Wissenschaft mit seinen Diensten unterstützt. Es ist ein NHR-Zentrum für nationales Hochleistungsrechenzentrum und ebenso auch in verschiedenen Konsortien in der NFDI beteiligt. Als Leiter ist Ramin Yahyapour daher in der Rolle als RZ-Dienstleister in der nationalen Infrastruktur-Entwicklung beteiligt.
Als CIO einer großen Forschungsuniversität ist er ebenso mitverantwortlich bei der Entwicklung von lokalen Konzepten zur Digitalisierungsstrategie, Forschungsunterstützung, und FDM.
Er beteiligt sich in verschiedenen Gremien DFG, WR, RfII an der wissenschaftspolitischen Diskussion zur Strukturentwicklung in der Forschungslandschaft.