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DINI-Zertifikat 2022 für Open-Access-Publikationsdienste

Das DINI-Zertifikat ist das wesentliche Instrument zur Standardisierung für Open-Access-Publikationsdienste und damit ein De-facto-Standard. Es wurde von der DINI-Arbeitsgruppe Elektronisches Publizieren (DINI-AG E-Pub) entwickelt und wird seit 2004 alle drei Jahre aktualisiert. Das Zertifikat ebnet den Weg für eine offene Wissenschaftskommunikation, da es die freie Bereitstellung wissenschaftlicher Materialien als wesentlicher Baustein zukunftsorientierter forschungsnaher Dienste unterstützt und fördert.

In der 2022er-Version wird auf die internationale Vernetzung, die Unterstützung der Nutzenden als Autor:innen und Rezipient:innen sowie die Nachhaltigkeit der Infrastruktur des Services fokussiert. Dazu wurde das Zertifikat um die spezifischen Anforderungen für eine Zertifizierung österreichischer Publikationsdienste erweitert. Die bisherigen Anhänge zur OAI-Schnittstelle sind nun in den Kriterienkatalog integriert, einige Kriterien wurden zusammengefasst. Das in 2022 von den DINI-AGs FIS und E-Pub überarbeitete Gemeinsame Vokabular für Publikations- und Dokumententypen, ein Standard für deren Beschreibung, wird bindend für die Zertifizierung nach der vorliegenden Version.
 

Zielstellung und Gegenstand des DINI-Zertifikats

Hintergrund

Das Publikationswesen ist ein wesentlicher Stützpfeiler des wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritts und der Wissenschaft insgesamt. Zu seinen Kennzeichen gehören

  • die Organisation einer effektiven Kommunikation zwischen Forschenden (zwischen Autor:innen und allen potenziellen Rezipient:innen, d. h. die Sicherstellung einer adäquaten Verbreitung),
  • ein hohes Maß an Vertrauenswürdigkeit, das den Nutzenden des Publikationswesens (d. h. den Forschenden) vermittelt wird (z. B. in Bezug auf das Prioritätsrecht, die Wahrung des Urheberrechts sowie die Authentizität und die inhaltliche Qualität wissenschaftlicher Arbeiten), sowie
  • Nachhaltigkeit und Nachprüfbarkeit (dauerhafte Zitierbarkeit und langfristige Verfügbarkeit, Nachvollziehbarkeit von einzelnen Schritten auf dem Weg zur Veröffentlichung).

Mit dem vorliegenden Kriterienkatalog werden diese allgemeinen Erwartungen an das wissenschaftliche Publizieren in konkrete Mindestanforderungen übersetzt, die an Open-Access-Publikations­dienste zu stellen sind. Diese bilden als Plattformen für die Veröffentlichung und Bereitstellung wissenschaftlicher Publikationen in elektronischer Form wichtige Knotenpunkte für den wissenschaftlichen Kommunikationsprozess und tragen als Open-Access-Dienste zur Verbreitung und Demokratisierung von Wissen bei.

Unter dem Begriff Open-Access-Publikationsdienste werden insbesondere die folgenden Dienste zusammengefasst:

  • institutionelle Open-Access-Repositorien
  • institutionenübergreifende Open-Access-Repositorien
  • fachbezogene Open-Access-Repositorien
  • Open-Access-Zeitschriften
Ziele und Wirkungsweise des DINI-Zertifikats

Das DINI-Zertifikat für Open-Access-Publikationsdienste dient im Wesentlichen vier übergeordneten Zielen:

  1. Verbesserung der Publikationsinfrastruktur für das elektronische Publizieren
  2. Stärkung Open-Access-basierter Publikationsformen
  3. Integrationsfähigkeit von Open-Access-Publikationsdiensten gemäß Prinzipien offener und transparenter Wissenschaft und Forschung
  4. bruchloser Anschluss von Open-Access-Publikationsdiensten an Prozessketten für Forschungs(daten)-Infrastrukturen

Die genannten Zielstellungen werden mithilfe des DINI-Zertifikats und des zugrundeliegenden Kriterienkatalogs auf folgende Weise erreicht:

  1. Das DINI-Zertifikat vermittelt Maßstäbe, Richtlinien und Best Practices; es trägt zu einem allgemeinen Verständnis der wesentlichen Merkmale des elektronischen wissenschaftlichen Publizierens bei. Die Anforderungen unterstützen deren Realisierung.
  2. Das DINI-Zertifikat entfaltet eine Wirkung in Richtung von Betreibenden. Es dient zudem der Qualifizierung von Personen, die für den Aufbau und Betrieb von Publikationsdiensten verantwortlich sind.
  3. Das DINI-Zertifikat entfaltet eine Wirkung in Richtung von Geldgeber:innen (Fördernde von Informationsinfrastruktur, betreibende Einrichtungen).
  4. Das DINI-Zertifikat entfaltet eine Wirkung in Richtung von Forschenden, die Open-Access-Publikationsdienste alsAutor:innen oder Herausgeber:innen nutzen.
  5. Das DINI-Zertifikat zielt auf eine Verbesserung der Qualität von Publikationsdiensten – unter anderem in Bezug auf die organisatorische und technische Nachhaltigkeit, die Interoperabilität und die Transparenz.
  6. Das DINI-Zertifikat wirkt bei zertifizierten Publikationsdiensten als Gütesiegel und bildet damit einen positiven Anreiz zur Nutzung.
Gegenstand des DINI-Zertifikats

Der Kriterienkatalog des DINI-Zertifikats und der darauf aufbauende Zertifizierungsprozess beziehen sich auf Open-Access-Publikationsdienste mit den dazugehörigen Kernkomponenten und -prozessen.

Anbieter von Open-Access-Publikationsdiensten sind vorrangig wissenschaftliche Einrichtungen (Universitäten, Hochschulen, Forschungseinrichtungen) und wissenschaftliche Organisationen (Fachgesellschaften), darüber hinaus aber auch nicht-kommerzielle oder kommerzielle, verlegerisch tätige Anbieter im Open-Access-Bereich. Open-Access-Publikationsdienste in diesem Sinne müssen insbesondere in Bezug auf die Art der Publikationen, für die sie gedacht sind, beschrieben werden (institutionelle, fachliche, formale Aspekte).

Die technische und organisatorische Umsetzung von Open-Access-Publlikationsdiensten kann sehr unterschiedlich sein.Gegenstand der Bewertu ng und der Zertifizierung sind jeweils nur die für die Erbringung des Dienstes relevanten Prozesse und Komponenten. Auch wenn der Publikationsdienst technisch und organisatorisch in eine übergreifende Infrastruktur integriert ist, kann das Zertifikat daher weiterhin von der konkreten Umsetzung des Dienstes abstrahieren und auf der vorliegenden Kriterienstruktur aufsetzen.

Dezidiert nicht Gegenstand der Bewertung sind übergreifende oder über den Publikationsdienst hinausgehende Aspekte von Campusmanagement- oder Forschungsinformationssystemen oder von Diensten zum Forschungsdatenmanagement oder zur Fachinformation.

DINI-ready: Modularisierung des Zertifizierungsprozesses

Für eine Vielzahl der Repositorien und Zeitschriften werden die technischen Komponenten durch sogenannte → Hosting-Dienste bereitgestellt, die jeweils mehrere gleichartige Dienste betreuen. Die Verantwortlichkeiten und Kompetenzen, die für den Aufbau und den Betrieb eines solchen Dienstes erforderlich sind, verteilen sich in diesen Fällen auf unterschiedliche Einrichtungen. Diese Spezialisierung und Zentralisierung wird im Bereich von Open-Access-Publikationsdiensten noch zunehmen.

Um diese Situation zukünftig besser abzubilden und das Zertifizierungsverfahren sowohl aufseiten der Antragsteller*innen als auch für die Begutachtung zu vereinfachen, wurde bereits mit dem DINI-Zertifikat 2013 ein zusätzliches Instrument eingeführt, das auch in der aktuellen Version fortgeführt wird: DINI-ready.

Vergabemodus und Evaluierung

Das DINI-Zertifikat Open-Access-Publikationsdienste wird durch die DINI-Geschäftsstelle bzw. eine von ihr beauftragte Arbeitsgruppe vergeben. Verbunden mit dem Zertifikat, das die Jahreszahl der entsprechenden Zertifikatsversion enthält, wird in einer Urkunde die Bescheinigung über die Erfüllung der Mindestanforderungen für Open-Access-Publikationsdienste ausgestellt.

Beantragung

Die Beantragung des DINI-Zertifikats ist kostenpflichtig. Es werden folgende Kostensätze erhoben, die nach der Beantragung fällig werden:

  1. für nicht-kommerzielle Einrichtungen
        DINI-Mitglieder: 300,00
        sonstige Einrichtungen: 600,00 €
  2. für kommerzielle Einrichtungen
        DINI-Mitglieder: 600,00 €
        sonstige Einrichtungen: 1.200,00 €

Um das Zertifikat für einen Dienst zu beantragen, ist durch die Betreibenden ein Fragebogen auszufüllen, der die in Abschnitt 2 dieses Dokuments aufgeführten Mindestanforderungen und Empfehlungen in Form einer Checkliste enthält. Der Fragebogen ist online auf den Webseiten von DINI verfügbar (siehe https://dini.de/dienste-projekte/dini-zertifikat/fragebogen).
Durch das Ausfüllen dieses Formulars legen die Betreibenden dar, ob und in welchem Umfang die einzelnen Kriterien durch den bereitgestellten Dienst tatsächlich erfüllt werden. Neben der Angabe darüber, ob die Anforderungen und Empfehlungen erfüllt sind, werden einige zusätzliche Informationen abgefragt – beispielsweise die URL, unter der eine bestimmte Information zu finden ist. Außerdem bietet das Formular die Möglichkeit, weitergehende Erläuterungen zu geben.
 

Begutachtung

Nachdem mit dem vollständigen Ausfüllen des Fragebogens der Antrag auf Zertifizierung gestellt ist, erfolgt die Überprüfung der Angaben durch mindestens zwei von der DINI-Geschäftsstelle benannte Gutachter*innen. Dazu ist den Gutachter:innen der freie Zugang zu dem zu zertifizierenden Dienst zu gestatten. Gegebenenfalls werden an die Betreibenden Rückfragen gerichtet. Die Kommunikation zwischen Betreibenden und Gutachter:innen ist dabei – soweit nichts anderes vereinbart wird – als vertraulich zu betrachten. Eine Kontrolle vor Ort ist nur im Ausnahmefall vorgesehen. Sollten im Rahmen der Überprüfung zusätzliche Kosten entstehen, sind diese durch die Betreibenden zu tragen. Sie werden durch DINI darüber zuvor informiert.

Der Kreis der Gutachter:innen rekrutiert sich im Wesentlichen aus den bisher zertifizierten Institutionen. Neu zertifizierte Institutionen werden entsprechend gebeten, eine Person als Gutachter*in zu benennen.